Die Ermordung Julius Cäsars

Warum wurde Cäsar ermordet

An den Iden des März (15. März) 44 v. Chr. fiel der Dictator Gaius Iulius Caesar während einer Senatsversammlung den Dolchen einer Gruppe von Attentätern zum Opfer. Was waren die Motive der Verschwörer, und was wollten sie erreichen? Nachdem Caesar sich im Bürgerkrieg gegen Pompeius und dessen Nachfolgefeldherren und damit gegen die Senatspartei durchgesetzt hatte, demonstrierte er allzu unverhohlen seine Verachtung der traditionellen Verfassung, sein Streben nach einer monarchischen Stellung und nach Selbstvergottung. Brutus, Cassius und einer Reihe weiterer Senatoren ging das entschieden zu weit. Caesar mochte noch so gewaltige militärische und politische Leistungen aufzuweisen haben, jetzt stellte er eine tödliche Gefahr für das Staatswesen der Väter, die Adelsrepublik, dar und mußte beseitigt werden. Der Erfolg des Attentats war nicht zuletzt zurückzuführen auf Caesars sprichwörtliche «Milde» (clementia), seine großzügige Nachsicht gegenüber seinen besiegten innenpolitischen Gegnern. In der von ihm geübten Art war sie eine monarchische Tugend – Gnade statt Recht – und stellte damit schon geradezu eine Beleidigung für die Betroffenen dar.

 

Wenn auch Caesar (noch?) davor zurückgeschreckt war, sich in aller Form die den Römern von altem Schrot und Korn so verhasste Königswürde anzueignen, so stellte doch seine im Vorjahr verliehene lebenslange Dictatur den eindeutigen Schritt zu einem monarchischen System dar. Ein Dictator, der allein das Kommando im Staat führte, war zwar in der republikanischen Verfassung vorgesehen und auch schon verschiedentlich auf Senatsbeschluss in Erscheinung getreten, doch stets als zeitlich begrenzte Notstandsmaßnahme in einer außergewöhnlichen Krisensituation. Mit der lebenslangen Dictatur (dictator perpetuus) wurde dagegen der Bruch mit der republikanischen Regierungsform vollzogen. Wenn auch die ferneren Ziele Caesars in Dunkel gehüllt bleiben, so trifft das auf die Pläne der Attentäter ganz und gar nicht zu – sie hatten keine.

 

Über den Mord hinaus gab es offensichtlich kein Konzept. Wie Cicero feststellte, war die Tat ein Fanal, das man für einen bewundernswerten Akt republikanischer Überzeugungstreue halten mochte, aber durchgeführt «mit dem Verstand von Kindern». Dass sich die Republik als lebensfähiges Staatswesen wiederherstellen lassen könnte, war eine Illusion, und die Caesarmörder haben auch keine ernsthaften Schritte in dieser Richtung unternommen. Sie liessen sich rasch das Heft aus der Hand nehmen und in einen Überlebenskampf drängen, in dem sie sich nicht etwa auf das italische Kernland stützten, das sie ihren Gegnern überliessen, sondern auf den Osten des Reiches, wo es alles gab, nur keine republikanische Tradition.

Julius Cäsar